Linsengericht



Linsengericht. Ein typisches Sehnsuchtsessen. Nicht eigentlich zugänglich für einen Außenstehenden. Nicht vermittelbar; weder visuell noch sprachlich. Ein Nachsinnen eher denn ein Entdecken. Sinnen, nach den schwäbischen Wurzeln, die wir nie ganz ausreißen können. Nach den schwäbischen Lieben auch, die uns heimlich begleitet haben. Die immer Missverstandene mit den blauen Adern an der Stirne und die sanft rollende Sänften-Frau mit dem Kathie Holmes Lachen. Eines Tages werden sie vielleicht gewaltig über uns kommen. In der Zwischenzeit legen wir ihre Liebe in das Linsengericht.



Zutaten für 2 Personen
  • 300 g grüne oder braune Linsen
  • 1 kleine Zwiebel
  • Gerauchter Schweinebauch am Stück
  • 1 Karotte
  • Lorbeerblatt, Thymian und Curry
  • 1 EL Tomatenmark
  • 4 Wiener Würstchen
  • 400g Spätzle

Linsen reinigen und einige Stunden in kaltem Wasser einweichen. In einem mittelgroßen Bratentopf gehackte Zwiebel in Rapsöl andünsten. Die Linsen mit dem überschüssigen Wasser dazugeben. Mit Pfeffer und ein paar Lorbeerblättern würzen (aber erst am Schluss salzen!). Thymian gibt bei diesem Gericht eine ganz besondere Note – die Menge kann je nach Vorliebe bis hin zu einer Thymian Dominanz dosiert werden. Den Schweinebauch dazulegen und mitkochen lassen. Das Ganze ungefähr 20 Minuten kochen lassen; nach 10 Minuten fein gehackte Karotte dazugeben. Gelegentlich umrühren und die Beschaffenheit der Linsen prüfen. Wenn die Linsen noch hart sind, ein wenig Wasser nachgießen; umrühren und weiter quellen lassen. Am Ende wollen wir einen relativ festen Brei, ohne überschüssiges Wasser, mit weichen Linsen, die jedoch ihre Form erhalten haben und nicht „verkocht“ sind. Wären die Schwaben nicht von Natur aus bescheiden, könnten wir hier Parallelen zur Kunst des Risottokochens ziehen.

Meist bedarf es ein wenig zusätzlicher Bindung: dazu Schmelzflocken oder Mehl in kaltem Wasser anrühren und unter die Linsen rühren. Oder aber ein paar EL Linsen aus dem Topf nehmen mit den Pürierstab mixen und wieder hinzugeben.

Am Schluss kommt der „Pfiff“: Einen EL Linsensosse mit einem EL Tomatenmark verrühren und wieder in den Topf geben. Mit Rotwein und Balsamico Essig abschmecken. Und eine kleine Überraschung, die zwischen Heilbronn und Ravensburg wahrscheinlich nicht in jedem Haushalt praktiziert und gutgeheißen wird: Mit einer Prise Currypulver verfeinern wir die Linsen, signalisieren Offenheit für die Globalisierung, und spannen eine Bogen zum Indischen Dal, mit dem wir uns später noch genauer Beschäftigen werden.

Zu den Linsen gibt es Wiener Würstchen und Spätzle – entweder handgemacht oder die oft sehr guten käuflichen Eierspätzle. Und wenn Sie’s richtig urtümlich wollen, stellen sie eine Flasche Essig auf den Tisch – der Einheimische liebt es, die Linsen - Spätzle - Mischung sauer nachzuwürzen.
In grösseren Mengen genossen, fördern Linsen den Nachmittagsschlaf – von aphrodisierender Wirkung ist uns hingegen nichts bekannt.

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