Tajine Poulet/Citron


Vor wenigen Jahren noch hatten bärtige Männer in wallenden Gewändern, die nachdenklich durch Hufeisenbögen schritten, eine positive Ästhetik. Wir mischten im kollektiven Gedächtnis die Entschlossenheit eines Laurence von Arabien, Wasserspiele in andalusischen Innenhöfen, und die Erinnerung an mit Kardamom gewürzten Kaffee im Bazar von Damaskus. Daraus entstand eine noch schwer fassbare Ahnung, dass es dort jenseits des Mittelmeeres ein authentisches Leben gibt, das Männlichkeit mit Weisheit und Spiritualität verbindet.

Heute heben bärtige Männer in wallenden Gewändern, die koranlesend in der Business Class sitzen, unseren Adrenalinspiegel und zwingen uns, auf dem ganzen Flug über die wichtigen Dinges des Lebens nachzudenken („Was wollen wir anders machen, wenn wir wieder heil auf der Erde ankommen?“) Führt uns die islamische Welt also immer wieder zu einer gesteigerten Innerlichkeit?
Diese Frage wollen wir heute nicht beantworten, sondern diese Welt sinnlich erfahren. Und das gelingt am besten – wenn pubertäre Haremsphantasien erst einmal überwunden sind – durch die Küche.



Zutaten für 2 Personen

  • 400g Hühnerbrust
  • 1 Zwiebel (7cm Ø)
  • 2 Knoblauchzehen
  • 2 Tomaten
  • 1 unbehandelte Zitrone (wenn möglich „confit“ eingemacht)
  • 3 Karotten
  • 4 Kartoffeln
  • 1 TL Ingwerpulver
  • 1 TL Kreuzkümmelpulver
Hühnerbrust in Stücke schneiden (5cm Seitenlänge), Kartoffeln schälen und in 1,5cm dicke Scheiben schneiden, Karotten halbieren und in 5cm lange Stücke schneiden. Zwiebel und Tomaten vierteln.
Im „Boden“ der Tajine-Form (oder einer Pfanne) reichlich Öl erhitzen und den zerquetschten Knoblauch, Kümmel und Ingwer dazugeben. Unter ständigem Rühren die Gewürze etwas anbraten und das Fleisch zugeben. Bei geringer Hitze ca. 15 Min. schmoren lassen, debei das Fleisch wenden (nicht zudecken).
Die grob zerkleinerte Zwiebel und Zitrone neben das Fleisch legen. Kartoffeln, Karotten und Tomaten zu einer Pyramide über dem Fleisch aufschichten. Salz und Pfeffer. Ein Glas Wasser zugießen und das Ganze mit der konischen Tajine-Haube zudecken. 30-45 Minuten bei geringer Hitze köcheln lassen. Im Verlauf die Haube 2-3 mal abnehmen. Steigt zwischen Pfanne und Haube das Soßenniveau: einfach abschöpfen und separat servieren. Wenn die Kartoffeln und Karotten durch sind, ist das Gericht fertig.
Noch ein Wort zur Tajine-Haube : herzlose Technokraten, die noch nie hungrig durch Marrakesch gewandert sind, könnten auf die Idee kommen, ein Tajine würde ohne Tajine genauso schmecken. Man könnte dieses Gebrutzel, diese zärtlich gehäufte Gemüsepyramide, aus der die Düfte des Orients aufsteigen, auch mit einem „Deckel“ oder einer „Glashaube“ bedecken, oder aber das Ganze in den mütterlichen Römertopf verlagern. Tajine-Ausrüstungen gibt’s für wenig Geld im Umfeld Nordafrikanischer Einwanderung...oder in Marrakesch!







1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

sehr intiresno, danke